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Steißbeinschmerzen – Prophylaxe und Therapie

NDR Beitrag über Steißbeinschmerzen

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NDR Visite – 13.6.2017, 20:15 Uhr

Schmerzen am Steißbein machen den Alltag oft unerträglich. Häufig treten die Beschwerden beim Sitzen oder Treppensteigen auf. Wie kann man sie verhindern und behandeln?

Die Steißbein- oder Coccyxdysfunktion wurde bisher in keiner uns bekannten Literatur ausführlich beschrieben, obwohl sich nach unserer Erfahrung hinter vielen wiederkehrenden Wirbelsäulenproblemen eine Steißbeinproblematik verbirgt, die meist durch ein Trauma ausgelöst wurde. Diese Abhandlung soll ein Versuch sein, das komplexe Krankheitsbild zu beschreiben und Zusammenhänge mit manchen Therapieresistenzen aufzuzeigen.

Das Steißbein ist eine zentrale Stelle im Aufbau der Körperstatik. Durch seine Verbindung mit dem gesamten Beckenboden und den damit verbundenen Organen, Nerven und Faszien kann es bei einer Funktionsstörung den ganzen Körper beeinflussen. Dennoch wird das Steißbein in der Schulmedizin fast nicht beachtet, daher gibt es auch nur selten Röntgenbilder, auf denen das Steißbein nicht abgeschnitten oder ausgeblendet ist.

Symptome einer Steißbeindysfunktion

steissbeinschmerzen

  • Schmerzen am Steißbein oder im Beckenboden bei längerem Sitzen
  • Auswirkung auf die Gesamtkörperstatik (Dysfunktion von Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule oder Lendenwirbelsäule) durch die Fehlstatik im Becken
  • wiederholte Blockaden des Ilioscralgelenks
  • uro-genitale Beschwerden (Miktions-, Defäkationsprobleme,Inkontinenz, Cystitis, Prostatitis, Uro-genitale Ptose, Probleme beim Sexualverkehr)
  • Probleme der arteriellen und venösen Versorgung (Krampfadern, Hämorrhoiden, häufige bakterielle oder Pilzinfektionen)
  • Störungen im primär respiratorischen Mechanismus (PMR)

Durch unsere modernen Diagnoseverfahren und die indiviuellen Therapiemöglichkeiten behandeln wir Ihre Steißbeinschmerzen ganzheitlich. Informieren Sie sich über unseren Ansatz der Schmerztherapie.

Ursachen einer Steißbeindysfunktion

Primär Traumatisch

Eine primär traumatische Dysfunktion des Steißbeins entsteht durch einen Sturz auf das Steißbein (z. B. beim Schlittschuhlaufen, Inlinern, Turnen, Schaukeln oder Treppensteigen). Dieser Sturz kann erfahrungsgemäß auch schon Jahre zurückliegen, da der Körper das Trauma lange kompensiert und die Beschwerden erst mit der Zeit durch Aufbau einer erhöhten muskulären Spannung und einer fibrotischen Retraktion des weichen Gewebes entstehen.

Emotional Traumatisch

Emotionale Traumata (z. B. durch Missbrauch oder Dauerstress mit oder ohne Angstkomponente) können durch die daraus folgende Verspannung in der Beckenbodenmuskulatur ebenfalls zu einer Steißbeindysfunktion führen.

Sekundär Traumatisch

Durch Geburt oder Operationen (z. B. Dammschnitt, Prostata-OP, Rectoskopie) und den damit verbundenen Verletzungen oder Vernarbungen kann es ebenfalls zu einer Coccyxdysfunktion kommen.

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Anatomie des Steißbeins

Kreuzbein und Steißbein sind synchondrotisch miteinander verbunden; die knöchernen Endflächen sind elliptisch mit einem größeren queren Durchmesser.

Eine Lateralansicht zeigt, das der Apex des Kreuzbeins konvex, die kraniale Fläche des Steißbeins konkav geformt ist. Diese beiden Elemente werden durch eine Bandscheibe sowie durch periphere Bänder verknüpft. Die Ligamente bilden drei Gruppen: eine vordere, eine hintere und eine laterale Gruppe.

Die Ventralansicht zeigt das Os coccyx (1), das aus drei bis vier miteinander verschmolzenen knöchernen Elementen besteht, sowie das Os Sacrum (2) und das Ligamentum sacrococcygeum ventrale (4).

Auf der Ventralseite des Kreuzbeines läuft das Ligamentum longitudinale anterius (3) aus und setzt sich in das Ligamentum sacrococcygeum ventrale fort. Desweiteren sind drei lateral ziehende Ligamenta sacrococcygea (5,6,7) zu erkennen.

Die dorsale Ansicht zeigt Bandausläufer auf der Crista sacralis mediana (8), die in den Ligamenta sacrococcygea dorsalia profundum und superficiale (9) endigen.

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Zur näheren Veranschaulichung noch ein paar anatomische Zeichnungen

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Zwischen Kreuz- und Steißbein können physiologisch Flexions- und Extensionsbewegungen stattfinden. Bei Dysfunktionen ist das Os coccyx meist lateral gekippt und leicht rotiert.

In der Beckenansicht von ventral sieht man die ligamentäre Verbindung des Steißbeins mit der Spina ischiadica durch das Ligamentum sacrospinale (6) und eine Verbindung zum Tuber ischiadicum durch das Ligamentum sacrotuberale (7) sowie eine Verbindung zum Iliosacralgelenk durch Teile der Ligamenta sacroiliaca dorsalia (5), die man in der Beckenansicht von dorsal erkennt.

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Fast alle weichen Gewebe des kleinen Beckens finden einen Ansatz am Os coccyx.

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Dysfunktionsmechanismus

Strukturelle Ebene

Durch eine Verstauchung des Kreuzbein-Steißbein-Gelenks kommt es reflektorisch zu einer asymmetrischen Verspannung der Beckenbodenmuskulatur. Dies führt zu erhöhter muskulärer Spannung und fibrotischer Retraktion des weichen Gewebes.

Das Kreuzbein ist durch die erhöhte Spannung in seiner physiologischen Bewegungsfähigkeit eingeschränkt und kippt durch den erhöhten einseitigen Zug am Steißbein zu einer Seite ab. Je nach Trauma kommt es dadurch meist zu einseitigen oder beidseitigen Einschränkung der Streckfunktion des Kreuzbeins.

Dies führt wiederum durch schädliche Ausgleichshaltungen zu Fehlfunktionen im Bereich der Lendenwirbelsäule, Brustwirbelsäule und Halswirbelsäule. Die so entstandene Problematik des Iliosacralgelenks bewirkt dann eine Innen- oder Außenrotation des Beckens mit Auswirkung auf die unteren Extremitäten.

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Viscerale Ebene

Wenn das Os coccyx sich der Symphysis pubis nähert, entspannen sich die muskulo-aponeurotisch-ligamentären Fasern, wodurch das muskulo-perianale System seinen Tonus verliert. Dadurch treten möglicherweise Störungen in der Miktion und Defäkation auf sowie Probleme bei der Erektion und beim Sexualverkehr. Die genitalen Funktionen können gestört sein, denn das Perineum spielt eine große Rolle bei der genitalen Vasomotrizität. Beispielsweise die utero-vaginale Mobilität beim Orgasmus: Der Durchmesser der Vagina ändert sich, 2/3 der inneren Fasern verlängern sich, während das äußere Drittel der Wand sich zusammenzieht und seinen Durchmesser verringert, der Uterus vertikalisiert sich.

Dies ist nur ein kleiner Teil der utero-vaginalen Mobilität, um diese zu gewährleisten, müssen alle mobilen Strukturen effizient arbeiten können. So kann ein Sturz auf das Steißbein bei der Frau Schmerzen beim Verkehr verursachen. Außerdem entstehen durch die erhöhte Spannung in Teilen des Beckenbodens möglicherweise vasculäre oder neurale Beeinträchtigungen (z. B. Reizungen des Nervus ischiadicus oder des Plexus sacralis, Venenstauungen im Becken und Beinbereich oder eine Minderversorgung A. iliaca externus und internus).

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Cranio-Sacrale Ebene

Die Wirbelsäule führt Bewegungen aus, die mit den Flexions-Extensionsbewegungen der Schädelknochen synchron sind. Diese Bewegung wird durch die Dura mater übertragen, die, die in ihrem caudalen Abschnitt in Form des Ligamentum Coccygis mit der Basis des Steissbeins verbunden. Durch die Fixation des Sacrums in einer respiratorischen Flexion (biomechanisch Extension) kann es zu Störungen des Cranio-sacralen Rhythmus kommen. Somit gibt es eine direkte fasziale und eine indirekte biomechanische Verbindung zum Cranium. Störungen des Os coccyx können also zu Symptomen führen, die weit von der eigentlichen Dysfunktion entfernt sind.

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Diagnose der Steißbeindysfunktion

Zunächst erfolgt im Rahmen der Anamnese eine Befunderhebung. Ein deutlicher Hinweis sind Schmerzen des Patienten im Sitzen! Wir fragen nach möglichen Auslösern wie Sturz, Unfall oder einer schwierigen Geburt. Weitere Indikatoren sind Cystits, Probleme beim sexuellen Kontakt, Uro-genitale Ptose, Inkontinenz, Hämorrhoiden und beim Mann Prostatitis. CT, MRT oder Ultraschall können zwar für eine differenzial-diagnostische Abklärung (Tumor) sinnvoll sein, bringen aber bei der typischen Coccxysdysfunktion wenig.

Ein sehr klares Zeichen für oder gegen das Vorliegen einer Steißbeindysfunktion gibt der Mobilitätstest:

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Der Patient sitzt, die Beine hängen und sind leicht gespreizt. Mit dem Zeigefinger folgt man der Analfalte weit nach vorn bis ungefähr 1 cm hinter dem Anus. Dann wird auf den untersten Punkt des Coccyx eine leichte Flexion nach vorne und cranial ausgeübt. Bei einer Dysfunktion löst dies heftigen Schmerz aus! Bei positivem Befund folgen weitere manualtherapeutische Untersuchungen eines versierten Therapeuten für Steißbeindysfunktionen.

Therapie einer Steißbeindysfunktion in unserer Praxis

Nach der Behandlung sollte der Patient noch eine halbe Stunde spazieren gehen. Wichtig ist, dass der Patient danach seinen Beckenboden entlastet. Fahrradfahren am selben Tag und langes Sitzen sind zu vermeiden.

Die Schulmedizin kennt eine Coccyxdysfunktion nicht! Sie stuft das Krankheitsbild unter Kokzygodynie ein und sieht die Ursache in einer Neuralgie oder im psychosomatischen Bereich. Auch hier sind die Behandlungsansätze nur symptomatisch und somit nicht erfolgversprechend. Siehe: www.medicine-worldwide.de/krankheiten/schmerz/kokzygodynie.html

Bitte beachten Sie:

Wir haben uns auf die Behandlung von Steißbeinproblemen spezialisiert und bekommen jeden Tag Anfragen nach ähnlich arbeitenden Therapeuten. Da wir in unserer Praxis viele verschiedene Behandlungsmethoden kombinieren, sind wir wohl einzigartig auf diesem Gebiet. Uns sind keine anderen ähnlich arbeitenden Therapeuten bekannt. Für eine Terminabsprache wenden Sie sich bitte telefonisch an 0451-79 80 99. Sie werden Ihnen gerne weiterhelfen.

Hilfreiche Informationen finden Sie auch auf steissbeinschmerzenhilfe.de

Häufige Fragen

Da wir ein Zentrum für integrative Medizin sind, kommen die Patienten natürlich mit den
vielfältigsten Schmerz-Problemen zu uns. Meist dann, wenn die klassische Schulmedizin nicht helfen
konnte. Durch meine Diplomarbeit habe ich mich aber schon seit über 20 Jahren auf des Thema
Steißbein/Beckenboden-Schmerzen spezialisiert und kann daher auf die Erfahrung mit mehreren
tausend Patienten „Steißbeinpatienten“ zurückblicken.

Das Steißbein ist grundsätzlich ein evolutionäres Relikt und man könnte daraus schließen, dass es gar
nicht gebraucht wird. Es ist aber eingebunden in unsere gesamte Beckenbodenmuskulatur. Alle
Faszien und Muskeln des Beckenbodens haben direkt oder indirekt Kontakt zum Steißbein. Zudem
gibt es bandhafte Strukturen von der Dura Mater (der Faszie vom Rückenmark) zum Steißbein. Daher
ist das Steißbein sehr stark nerval und vegetativ innerviert. Durch unsere sitzende Haltung wird es
natürlich auch sehr belastet.

Wir unterscheiden zwischen einer primären Steißbeinverletzung (direktes Trauma auf das Steißbein)
und einer sekundären Steißbeinverletzung (Reizung durch eine Störung oder Verletzung der an das
Steißbein angrenzenden Strukturen). Unsere Erfahrung ist, dass bei mindestens 80% alles Patienten
mit Steißbeinschmerzen die Ursache nicht direkt am Steißbein liegt. Das können Verletzungen des
Beckenbodens, Traumata der Beckenboden- und Gesäßmuskulatur sein, Narben wie z.B. nach
Dammschnitt, Geburt, Hämorrhoidenverödungen, Analfisteln etc. oder einfach stumpfe Traumen der
Gesäßmuskulatur sein. Diese führen zu einseitigem Zug auf das Steißbein mit darauffolgender
Knochenhautreizung. Aber auch Prostatabeschwerden beim Mann oder eine Kippung der
Gebärmutter bei der Frau können Ursachen für Beschwerden am Steißbein sein. Die Ursachen sind
also sehr vielfältig und meist gibt es mehrere Ursachen die sich addieren und dann zu
Steißbeinbeschwerden führen.

Wichtig ist bei uns die Anamnese, die manuelle externe und interne Untersuchung des Steißbeins
und des Beckenbodens, sowie die gesamte Körperstatik. Meist gibt schon die Beschreibung des
Schmerzes (Stumpf, spitz, bei Belastung, nach Belastung, welche Positionen Erleichterung oder
Verschlimmerung verschaffen) einen Hinweis woher die Beschwerden kommen. Röntgenbilder und

MRTs sind meist nicht aussagekräftig, da z.B. durch Schmerzen der Beckenboden verspannt und
somit das Steißbein immer nach vorne gebogen ist. Bildhaft vielleicht zu vergleichen mit einem Hund
der bei Schmerz oder Angst auch den Schwanz einklemmt.

So vielfältig wie die Ursachen sind auch die Behandlungsoptionen. Eine einfache Reponierung des
Steißbeins ist meist nicht erfolgreich, da wir die Ursachen wie muskuläre Trigger, Narben,
Verspannungen und Fehlfunktionen des Beckenbodens behandeln müssen. Mit unserer
osteopathischen Triggerstoßwellen-Therapie können wir sehr tief in die Beckenboden-
/Gesäßmuskulatur eingreifen. Mit unserer Sca®Remedy Narbentherapie können wir schmerzhafte
und feste Vernarbungen wieder auflösen. Wir behandeln also meist den gesamten Beckenboden und
auch die gesamte Körperstatik.

Die meisten Patienten haben ihre Beschwerden schon sehr lange bevor sie zu uns kommen und
haben daher auch schon alles Mögliche ohne Erfolg ausprobiert. An den Beckenboden kommt man
als Patient eben sehr schlecht selber ran. Daher kann ich hier keinen für alle Steißbeinpatienten
gültigen Tipp geben. Oft verschlimmern sogar Hilfen wie Sitzringe etc. das Problem, da dadurch zwar
das Steißbein entlastet, die Beckenbodenmuskulatur aber noch mehr verspannt wird.

Ich würde mal sagen, die Chancen stehen sehr gut. Ohne zu übertreiben kann ich behaupten, dass
wir in den letzten 20 Jahren mindestens 80% der Patienten die wegen Steißbeinschmerzen zu uns
gekommen sind, nachhaltig helfen konnten.

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