• Zentrum für integraftive Medizin

Säure-Base-Messung – bei akuten oder chronischen Fällen

Die präzise Bestimmung Ihres Säure-Basen Haushaltes

Eine Übersäuerung des Körpers wird als Azidose (von lat. acidus = Säure) bezeichnet. Mediziner unterscheiden zwischen akuter Azidose oder chronischer Azidose. Erstere ist lebensbedrohlich und muss notfallmedizinisch behandelt werden. So ist bei komatösen Patienten die Überprüfung des Säure-Basen-Haushaltes (SBH) mit der Blutgasanalyse eine Standarduntersuchung, an die je nach Ergebnis eine gezielte Medikation anschließt.

Säure-Base-Messung 1

Die chronische latente Azidose (CLA) ist eine dauerhafte, schleichende Form der Übersäuerung in den Körperzellen und Organen. Von einer CLA spricht man bereits, wenn die Basen, die als Gegenspieler die Säure abpuffern, aufgebraucht sind. Der Begriff stammt aus der Komplementärmedizin, also aus dem Bereich, der die Schulmedizin ergänzt und neben der Säure-Basen-Therapie auch die Akupunktur und die Pflanzenheilkunde umfasst.

Da bei Auffälligkeiten in der Blutgasanalyse die Patienten meist schon nicht mehr ansprechbar sind, ist für die Diagnostik bei chronisch Kranken eine andere Methode zur Untersuchung des Säure-Basen-Haushaltes notwendig. Die verbreitete Urin-pH-Messung bietet leider keine zuverlässige Aussage, da die normale Nierenfunktion gerade darin besteht, Säuren auszuscheiden. Unser heutiges praxistaugliches Instrument zur zuverlässigen Evaluierung des SBH verdanken wir in erster Linie Hans Heinrich Jörgensen und seiner venösen Blut-Titration.

Pufferkapazität im Blut

Der Körper hat zur Verhinderung von Schäden zahlreiche Puffer im Blut, die den pH-Wert konstant halten. Sie werden als Blutpuffer bezeichnet. Die Pufferkapazität eines Systems beschreibt die Menge an Säure oder Base, die hinzugegeben werden kann, ohne den pH-Wert wesentlich zu verändern. Je größer die Pufferkapazität ist, desto stabiler ist der pH-Wert. Normalerweise hat ein System seine größte Pufferkapazität im Bereich seines pK-Wertes. Für das Blut bedeutet dies, dass der pK-Wert eines Puffersystems möglichst nah beim gewünschten pH-Wert (= 7,4) liegen sollte. Außerdem ist die Konzentration des Puffersystems wichtig.

Mit der Pufferkapazitäts-Messung nach Jörgensen und Dr. Limburg-Stirum wird durch ein Titrationsverfahren eben dieser Puffer gemessen. Nach 10-jähriger intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit und Praxiserprobung ist diese Methode unverzichtbar für eine kontrollierte Säure-Basen-Therapie geworden. Ist der Puffer stark vermindert, versucht der Körper ihn durch körpereigene Mineralien aufzufüllen. Dann lagert er Säuren im Bindegewebe ab, wo sie mit der Blutgasanlyse nicht nachzuweisen sind. Im übertragenen Sinne kann man die Pufferkapazitäts-Messung mit einem Belastungs-EKG vergleichen, die Blutgasanalyse mit einem Ruhe-EKG.

Die venöse Blut-Titration

Durch die venöse Blut-Titration können wir die Pufferkapazität des Blutes ermitteln und so Aussagen über den möglichen Grad einer Übersäuerung innerhalb der Zellen machen. Dem frisch abgenommenen Blut und Plasma wird Salzsäure tropfenweise hinzugegeben und fortlaufend der pH-Wert gemessen (sogenannte Titration). Je schneller der pH-Wert sinkt, desto kleiner ist die Pufferkapazität. Die manuelle Titration ist sehr zeitaufwendig und muss unverzüglich nach der Blutabnahme erfolgen.

Säure-Base-Messung 2

Patientenbeispiel

Säure-Base-Messung 3

Die Computerauswertung weist auf eine kombinierte Azidose hin. Der grüne Punkt entspricht den Koordinaten der Schnittpunkte des Plasmapuffers (blaue ausgezogene Linie) mit der X-Achse und des Vollblutpuffers (rote ausgezogene Linie) mit der Y-Achse. Die unterbrochene blaue Linie zeigt das notwendige Bicarbonat für ein normales Blut-pH, die rote den normalen Vollblut-Titrationsverlauf angepasst an das Hämatokrit. Messtechnisch bedingt ist der Norm-pH etwas höher angesetzt. In der graphischen Darstellung entsprechen die Normwerte der grünen Mittelachse. Damit gilt: Je kleiner die Balken, umso normaler die Messung. Allgemein sind alle Bewegungen nach oben mit alkalotischem und nach unten mit azidotischem Verhalten assoziiert.

Nach 4 Baseninfusionen

Säure-Base-Messung 4

Die Patientin hat sich nach der Behandlung deutlich kräftiger gefühlt, konnte besser atmen und der Allgemeinzustand verbesserte sich. In der Säulengraphik auffällig ist die Verbesserung der Sauerstoffutilisation von anaerob zu normal aerob sowie die Kompensierung der Azidose.

Messwertanalyse

Säure-Base-Messung 5

Folgende Analyse-Interpretationen werden berechnet

  • Plasma- und Vollblutkurven (Trendberechnung mittels linearer oder exponentieller Regression)
  • Darstellung des Säurebasenzustandes: Normal / Kompensiert – Dekompensiert / Azidose – Alkalose / Metabolisch – Respiratorisch
  • Berechnung vom Sauerstoff-Utilisationsindex nach van Limburg Stirum, Korrelationsgraphik
  • Therapie-Entscheidungshilfen bzgl. Säure-Basen, Redox und Aderlass
  • Infusionsmengenberechnung: Natriumbicarbonat (bei metabolischen Azidosen Arginin-HCl oder Lysin-HCl bei metabolischen Alkalosen)
  • Zielhämatokrit geschlechtsspezifisch
  • Initiale Säureresistenz als Risikoindikator für chronische und intrazelluläre Säurebelastung
  • Berechnung der respiratorischen Komponente aus der Henderson-Haselbalchschen Gleichung
  • Automatische statistische Auswertung der Messgenauigkeit
  • Individualisierter Säure-Basen-Normbereich und Plasma-Referenzlinie passen sich dem Hämatokrit automatisch an.
  • Datenbankfunktion mit jederzeit abrufbarer statistischer Auswertung
  • Farbige übersichtliche Darstellung