Da sich die Oberhaut ohnehin ständig erneuert, heilen kleine Risse, Kratzer oder Schnitte in dieser Schicht in der Regel vollständig aus. Wenn dagegen durch eine Verletzung auch darunter liegende Hautschichten durchtrennt werden, entsteht eine Narbe. Dabei erhöht sich zunächst die Durchblutung im Bereich der Wunde, die dadurch rot und warm wird. Verschiedene Blutbestandteile wirken der Entzündung der Wunde entgegen und sorgen dafür, dass die Wunde sich verschließen kann. So unterstützt zum Beispiel das bei einer Verletzung verstärkt produzierte Fibrinogen im Blutplasma die Blutgerinnung. Zusätzlich gelangen mit dem Blut weitere für die Wundheilung notwendige Stoffe in die Wunde, vor allem Sauerstoff und bestimmte Nährstoffe.
Im weiteren Verlauf bilden sich neue Zellen, um zerstörte Haut und Blutgefäße zu ersetzen. Außerdem werden verstärkt Bindegewebsfasern produziert, die dafür sorgen, dass sich die Wunde stabilisiert und zusammenzieht. Unser Organismus ist allerdings nicht in der Lage, zerstörtes Gewebe identisch zu erneuern. Sofern nicht nur die Oberhaut verletzt wurde, ist die Bildung von Narben daher eine unvermeidliche Folge des natürlichen Heilungsprozesses.
Typischerweise ist das erneuerte Gewebe weniger elastisch und funktional eingeschränkt, insbesondere schwächer durchblutet. Die eingeschränkte Durchblutung bewirkt im Gewebe eine Unterversorgung mit Sauerstoff. Dieser anaerobe Stoffwechsel führt zu einer Übersäuerung, also einer Veränderung des pH-Wertes, und damit zu einer Veränderung der Eiweißstrukturen in den Bindegewebszellen. Man kann sich das Prinzip so veranschaulichen: Ein Hühnereiweiß kann man durch mechanische Einwirkung steif schlagen, durch thermische Belastung (erhitzen oder unterkühlen) hart machen oder mit Zitronensäure zum Gerinnen bringen. Genauso verhärten sich Eiweißstrukturen durch die pH-Wert-Veränderung im entstehenden Narbengewebe. Deshalb sind bei der Narbenbildung die Gewebsschichten aufgrund der fehlenden Elastizität nicht wie bei gesundem Gewebe gegeneinander verschiebbar, was sich auf die gesamte Statik des Körpers negativ auswirken kann.
Vielfältige Narbenursachen
Im Allgemeinen verbindet man mit der Entstehung von Narben meist nur Operationswunden oder Verletzungen als mögliche Auslöser. Es kommen jedoch wesentlich mehr Ursachen in Betracht: Auch durch Verbrennungen, Blasen, Insektenstiche oder -bisse, Tätowierungen, Hauttransplantationen, Warzenentfernungen, Fettabsaugungen und sogar durch Prellungen oder Verstauchungen mit inneren Blutungen kann vernarbtes Gewebe entstehen. In einigen Fällen, wie zum Beispiel bei der Fettabsaugung, liegt die Vernarbung in den unteren Hautschichten und ist somit kein kosmetisches Problem, kann aber dennoch deutliche funktionale Einschränkungen hervorrufen.
Wie sich eine Narbe im Einzelfall ausbildet, hängt wiederum von sehr unterschiedlichen Faktoren ab. Neben der Verletzungsart spielen dabei auch die betroffene Körperstelle, die individuelle Hautstruktur, die Wundhygiene, eventuelle Hämatombildung oder Entzündungen und sogar hormonelle Einflüsse eine Rolle. Der Klassifizierung der unterschiedlichen Narbentypen widmet sich das folgende Kapitel.
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